Team Garwood: Ironman im Doppelpack

Der 15-jährige Südafrikaner Nicholas Garwood hat zerebrale Kinderlähmung mit Spastik. Und einen Daddy, der sich nichts Schöneres denken kann, als mit seinem Sohn auf dem PINO Triathlonsport zu treiben – am liebsten bei Ironman-Events.

Team Garwood: Ironman im Doppelpack

Der 15-jährige Südafrikaner Nicholas Garwood hat zerebrale Kinderlähmung mit Spastik. Und einen Daddy, der sich nichts Schöneres denken kann, als mit seinem Sohn auf dem PINO Triathlonsport zu treiben – am liebsten bei Ironman-Events.

Nikki sitzt im Frontsitz des PINO, das Team-Garwood-Trikot flattert im Wind. Er strahlt und rudert begeistert mit den Armen: „Go, Dad, go!“, ruft er. Wer Nikki erlebt – wie wir bei unserem Besuch in Südafrika –, bekommt einen Eindruck davon, wie riesig der Energievorrat dieses Jungen ist. Und wie viel Motivation so ein Mensch in ein Team bringen kann. Nikki hat, im Gegensatz zum eher besonnenen Vater Kevin, eine vorbehaltlos emotionale Art, die jeden für ihn einnimmt. Ansteckende Lebensfreude. Sein Handicap ist vor diesem Hintergrund sekundär. Es kommt von einer Sauerstoff-Unterversorgung seines Gehirns im Mutterleib. Die geistige Entwicklung und die Koordinationsfähigkeit der Arme und Beine sind eingeschränkt, doch Nikki kann sprechen und lesen … und beherrscht sein iPad im Schlaf.

Schon als Nicholas drei Jahre alt war, hatte Kevin, der heute 51 ist und teuflisch fit, seinen Job aufge geben. Er wollte mehr Zeit mit seinem Sohn verbringen. Vater und Sohn wurden unzertrennlich. Trotzdem fehlte etwas. „Ich habe mir immer gewünscht, mit Nikki gemeinsam Sport treiben zu können“, erzählt Kevin. „Aber wie?“ Die Frau seines Pastors schickte ihm ein Video, in dem ein Amerikaner mit seinem behinderten Sohn Triathlonsport trieb. „Das war eine Offenbarung! Ich fragte Nikki, ob er das mit mir zusammen machen wollte.“ „Und ob ich das will!“ Er war Feuer und Flamme. Und aus Vater und Sohn entstand ein Team.

Kevin fing an, zu trainieren. Zunächst ohne großen Erfolg. Aufwärts ging es mit einem großen Jogger für Nikki, der auch als Bike-Trailer verwendet werden kann. So waren sie räumlich zusammen – und die Motivation, die Nikki mitbrachte, war enorm. Für die Radstrecke war der Trailer nur eine behelfsmäßige Lösung.

Doch die beiden bleiben dran. Die ersten Kurzstrecken-Duathlons (Laufen und Radfahren) und Triathlons (Laufen, Radfahren und Schwimmen) werden absolviert. Das Ziel aber ist weiter gesteckt: Ironman-Triathlons.

„Erst seit ich das PINO gefunden habe, sind wir auch auf dem Rad ein richtiges Team“, strahlt Kevin. „Das Rad ist perfekt für uns: Hier können wir Nikkis Füße sicher unterbringen, wir haben beide Panoramasicht und können ohne Anstrengung während der Fahrt miteinander reden. Ich kann ihn sogar füttern, wenn er etwas essen muss.“

Im Jahr 2012 dann die erste Teilnahme am Ironman Südafrika – mit Wetter-Pech: Wegen starken Winds durften sie nicht auf die Radstrecke. Das schreckte sie aber nicht ab. 2013 nahmen sie wieder am Ironman South Africa teil und erreichten das Ziel unter dem jubelnden Applaus der Zuschauer.

3,7 Kilometer schwimmen im Indischen Ozean, 180 Kilometer Rad fahren, 42,195 Kilometer laufen stehen an diesem 6. April 2014 auf dem Programm. 6.45 Uhr: Unter Begeisterungsrufen wird Nikkis Kajak ins Wasser gelassen. 7.00 Uhr: Start der Schwimmer. Kevin hängt sein Zugseil an den Hüftgurt, krault los. Ein rotes Kajak mäandert durch Tausende von Schwimmern. Er hängt sich an schnelle Gruppen, überholt, orientiert sich an der nächsten. Mit 1:15 Stunden bringen die beiden eine fantastische Zeit aus dem Wasser.

Seine Mutter Cheryl hilft beim Umziehen, Nikki wird aufs PINO gesetzt, Verpflegung für die beiden, los! Ein voll besetztes Tandem mit Rennrad-Laufrädern hat das doppelte Systemgewicht der Einzelfahrer mit Tria-Maschinen. Der Gegenwind ist teilweise extrem stark. Doch Team Garwood kämpft. „Go, Dad, go!“ Nikki ist voll in Fahrt und bringt Kevin immer mehr auf Touren. Zwei lange Anstiege pro Runde (90 Kilometer) fordern zu viel Zeit. „Sie müssen aufholen!“, ruft uns Cheryl zu, als wir sie auf der Strecke treffen.

Wir feuern das Team an. Nikki und Kevin geben noch mal alles. Doch es reicht nicht: Mit 9:10 Stunden haben sie zehn Minuten Zeitüberschreitung – sie werden aus dem Rennen genommen. Kevin nimmt es äußerlich gelassen, Nikki nicht. Er weint heftig, ist von seinen Eltern kaum zu trösten.

Trotzdem: „Sie haben beide wieder gewonnen!“, weiß auch der Kommentator des Rennens, der schon zum Rennstart auf das Team Garwood hingewiesen hatte. Echte Ironmen sind sie schon lange: in Sachen Teamgeist und als Beispiel dafür, was Gemeinschaft schaffen kann – egal ob mit Handicap oder ohne.

Text: HASE BIKES Deutschland

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